Montag, 5. Februar 2018

WMDEDGT - Februar 2018

Frau Brüllen fragt, wie jeden fünften eines Monats:"Was Machst Du Eigentlich Den Ganzen Tag"? Geboren wurde diese Weiterführung  nach dem Aufruf zu einer Tagebuchblogwoche von ihr vor einigen Jahren. Damals war ich dabei und auch heute mache ich gerne wieder mit.

Verkorkst ohne nennenswerten Grund könnte ich zu heute  wohl sagen. Vielleicht erschließt sich mir der ja aber im Niederschreiben...
Der Tag startet per se schon mal fürchterlich:Weckerklingeln mit der Notwendigkeit, aufstehen zu müssen, obwohl ich mit Schlafen noch kein bißchen fertig bin. Auch wenn das ein Dauerzustand ist, so ist es halt eben jeden Tag ein blöder Start. Irgendwann aufgestanden geht es, aber bis dahin ist das Leben ansich nicht mein Freund. So eben auch heute. Beim Haus verlassen - gemeinsam mit dem kleinen Kindelein und dem Gatten (das große ist bereits mit dem Bus unterwegs) - wird es nicht besser: die Autos sind vereist. Wieder einmal muss ich tief atmen ob der Tasache, dass da ein tolles Auto völlig sinnfrei in der Garage rumsteht, nur weil die Kinder meines Stiefvaters gerade dabei sind, jedwedes Steinchen, was zu finden ist, rumzudrehen, um doch noch 3,50€ mehr vom Erbe des Mannes zu bekommen, mit dem quasi oder tatsächlich viele Jahre gar kein Kontakt bestand. Bis das geklärt sein wird, wird noch viel Zeit verstreichen - und der Wagen meines Vaters ungenutzt in der Garage rumstehen. Pure Verschwendung (des schönen Autos UND des Garagenplatzes). Und schon startet die gedankliche Dauerschleife, was dazu noch alles zu erledigen ist. Und zu bedenken. Und in Erfahrung zu bringen. Undundund. Noch dazu geht erst mal keine meiner Autotüren au,  und die Eisschicht ist kaum abzukriegen. Ein kleiner Lichtblick ist, dass HerrNebeL mir hilft, nachdem er aus seiner Garage gefahren kommt. Auf der Fahrt zur Arbeit gedankenschleife ich weiter vor mich hin, komme aber dank wieder funktionierendem Spotify mit netter, ruhiger Musik ein klein wenig in die Spur (und in die Melancholie Schleife. Ich habe die Musik offensichtlich doch nicht soo gut gewählt). Ausserdem wird es langsam hell, es ist klar und Morgennebel steigen von den Feldern auf. Ich bin versucht, kurz anzuhalten und ein Bild zu knipsen, verwerfe den Gedanken dann aber doch.
Später als gewollt am Arbeitsplatz habe ich erst mal ein fettes Loch in der Arbeitshosentasche und verliere fast meinen Schlüsselbund. Immerhin nur fast. Zum dritten Mal in einer Woche renne ich in die Wäschereiabteilung, um neue Arbeitskleidung für 6 zu holen - die Aufteilung untereinander funktioniert eben meist so... gar nicht. Da meine Hosen momentan hoffnungslos zu groß sind, suche ich kleinere - die aber alle zu kurz sind. Also laufe ich entweder rum wie ein Depp in zu kurzen Hosen oder wie ein Schlonz in weiter Schlabberkleidung. Insgesamt ist das am Ende aber nur halb so wild, weil wir eh alle... nun ja, nicht so nett ausehen, wie man eben aussehen könnte. Demnach ist das kleine bisschen Depp oder Schlonz auch egal.
In der Frühbesprechung gehts nach dem obligatorischen Gespräch über wichtige aktuelle Patientenbelange um den besiegelten Weggang einer lieben Kollegin. Wieder eine, die (auch) dem blöden System zum Opfer fällt. Dem System, das gute Mitarbeiter gar nicht halten möchte, weil es eben nicht bereit ist, Anreize zu bieten, vor allem in finanzieller Form. Mehr Bezahlung hieße weniger Gewinn. Gesundheitswesen als Wirtschaftsunternehmen. Um Patienten geht es da in der Regel nicht. Um Mitarbeiterzufriedenheit auch nicht. Bezahlung im Gesundheitswesen ist ... unterirdisch, vor allem wenn man jung ist. Nein, vielleicht nicht überall. Aber bei uns. Ich beschränke mich darauf, mich für die Kollegin zu freuen, weil sie quasi neben der Haustür arbeiten UND nach Tarif bezahlt werden wird. Gold wert. Fehlen wird sie mir dennoch, weil es eine ganz liebe und nette Kollegin ist, die zudem gut mit unseren Patienten umgehen kann. 
Der Tag will definitiv weiter düster bleiben, ich bemühe mich aber, genau das abzuschütteln, trinke den Kaffee aus und versuche mich dann pragmatisch am neuen Scanner System: jeder Patientenkontakt muss mit Scanner und individualisierten Barcodes abgescannt werden zur Leistungserfassung. Ich komme mir vor, wie an der Suopermarktkasse - es piept. Und piept. Ein Pfund Butter-piep, ein Kilo Mehl-piep, eine Flasche Cola - piep... Ach, nein, gar nicht. Frau X - piep, Herr Y- piep, Herr Z - piep. Nicht drüber nachdenken, einfach weiter. (Am Ende des Tages stellt sich eh raus, dass da nur 2 Patienten überhaupt qua Scan in meinem System gelandet sind. Klappt ja super.) Nach sieben Patienten, einem langen Gespräch über die drohende Notwendigkeit einer PEG (einer Magensonde durch die Bauchdecke) zur ausreichenden Flüssigkeitssubstitution und vielen großen und kleinen Dingen, die so nebenher laufen, später, wage ich erneut den frustranen Versuch, einen Sachverständigen zur Nachlassbewertung ans Telefon zu bekommen. Anschließend trinke ich einen Kaffee mit den Sprachtherapiekolleginnen, die heute da sind und mache mich anschließend auf zur Teambesprechung. Nach dieser piepe ich mit dem Scanner erneut, um die letzte Patientin in die gewünschte Leistungserfassung zu bringen. Die nach der Therapieeinheit folgenden 30 Minuten  Dokuzeit reichen wieder einmal hinten und vorne nur für die Hälfte dessen, was ich zu erledigen habe. Dementsprechend düse ich wieder mal kurz vor knapp vom Parkplatz und jage über die Autobahn, K2 von der Schule abzuholen. Ich schaff s pünktlich. 
Die Notwendigkeit, dass sich alle Teammitglieder am Überraschungskuchenenessen der Kollegin zum 60. Geburtstag zu beteiligen haben (an dem ich nicht mal anwesend bin), huschen wir noch "mal eben" in die Stadt, treffen dort das große Kind und suchen Tischdeko. Und werden nicht wirklich fündig, benötigen aber viel Zeit. Am Ende sind die Kassen im letzten Laden völlig voll, der Parkscheinautomat kaputt und wir verlassen das Parkhaus deswegen erst um etwa 17 Uhr 12. Es steht eine Heimfahrt von 12-15 Minuten an, ich muss noch Brot kaufen und eigentlich muss ich um 17:45 Uhr fünf Minuten vom Parkhaus entfernt - natürlich in dem Heimweg entgegengesetzter Richtung - sein.
Schweren Herzens cancele ich diesen Terminm - der zwar schaffbar, aber mir nun viel zu stressig geworden ist und fahre zum Bäcker und heim.
Die Kinder zanken daheim, im Hausflur stinkts riecht es nicht so richtig gut, und keiner findet heraus warum. Der Schwager entsorgte beinahe meinen einstmals geliebten, in einer Behindertenwerkstatt gewebten Wollteppich, das große Kind putzt zwar halbfreiwillig seine Winterschuhe - hätte diese aber auch komplett in der vollen Badewanne versenken können. Ich denke, nächsten Sonntag werden sie wieder trocken sein. Vielleicht. 
Natürlich waren alle Kinder später im Bett oder im Kinderzimmer als geplant und noch dazu darüber nicht so richtig amüsiert. Nun, so alles in allem bleibt der Eindruck eines vollen, verkorksten Tages wegen wohl vielerlei Kleinigkeiten. Morgen wirds vielleicht besser, immerhin habe ich abends eine Verabredung zum Singen. Wenn da nicht auch wieder etwas dazwischen kommt. 

Mehr Tagebuchbloggerei wie immer hier.

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