Dienstag, 12. September 2017

Willkommen

Willkommen sein. Ein gutes, schönes tragendes Gefühl. Ich fühle mich an vielen Stellen willkommen. Mein Lächeln, meine Geduld, meine Art. Manchmal auch mein Humor. Meine Empathie. Meine Fähigkeit zuzuhören. Mein Wille, mich einzusetzen für irgendetwas,das ich als wichtig erachte, zumeist meine Mitmenschen. Ich bin willkommen als Zuhörer. Bin willkommen als jemand, der an vielen Stellen vieles meistert. Bin willkommen als jemand, der "da" ist für Andere. Auf jeden Fall trägt das.
Aber so manches Mal fühle ich mich nicht willkommen. Ich fühle mich nirgends mehr willkommen, wenn das Licht erlischt. Wenn es dunkel wird in mir. Wenn meine Gedanken und Gefühle befremdlich sind. Wenn ich nicht mehr einfach zu sein scheine, sondern scheinbar plötzlich kompliziert. Wenn mein Erleben sich nicht mehr deckt mit dem der anderen, Wenn meine Welt zu laut ist und zu hell. Wenn ich zurückschrecke vor unerwarteten Berührungen, wenn ich erschrecke bei unerwarteten Bewegungen und Geräuschen. Wenn da Dinge sind, von denen ich weiss, dass sie nicht sind. Es ist nicht nur mein Rückzug, mein Rückzug, der im krank sein begründet liegt und nur durch viel Kraft überhaupt an der ein oder anderen Stelle überwunden werden kann. Es ist auch der Rückzug der Anderen. Weil ich wunderlich bin, Weil manch einer nicht weiss, was er tun soll. Weil manch einer sich distanziert von diesem anstrengenden Sein, das in mir wohnt. Ich fühle mich zuviel.  
Und es ist wieder und wieder dasselbe: da ist kein Raum für das Anders sein. Da ist kein Raum für Fehl-erleben. Da ist kein Raum für Wunderlichkeiten. Da ist kein Raum für Dunkelheit, da ist kein Raum für befremdliche Gedanken. Ich fühle mich raumlos und menschenfern. Nicht angenommen mit allem, nur das Einfache und Gute hat Platz. Vielleicht mag das unfair klingen, da ich ja weiss, dass manch einer sich bemüht, manch einer an dieser oder jener Stelle auch etwas sagt.  Manch einer anbietet: hey, ich bin da. Zumeist aber ist die Entfernung - selbst oder gerade wenn es zu Momenten kommt, in denen ich zeigen kann, was ist - groß und vergrößert sich eher noch. 
Ich bin haltlos in einem Leben, das ein dunkles ist und mir mehr abverlangt als ich auf Dauer zu tragen vermag. 
Ausgesucht habe ich mir das nicht. Ein wenig bin ich vielleicht so geboren, vor allem aber hat mein Leben mich zu dem gemacht, was heute ist.  Ich kann mich nicht entscheiden, mit oder ohne Erkrankung zu leben. Ich habe mich nicht entschieden, zu erkranken. Manchmal kann ich entscheiden, wieviel Raum ich ihr gebe. Oft aber bin ich entscheidungs- und machtlos. Und kann nur sehen, wie ich klarkomme. Wie ich überlebe.

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