Montag, 9. Januar 2017

Der Alltag oder auch nicht und der Murphy

Montagmorgen - Ferienende. Nachdem ich nun 2 Wochen als allereinzige der Familie überhaupt vor Tagesanbruch aufgestanden bin, dürfen ab jetzt wieder alle in der Dunkelheit aufstehen. Wobei ich zugegebenermaßen sagen muss: ich bin hier nicht die erste, die aufsteht. Nicht mal die zweite. Im Alltag bin ich hier die, die als letztes aufsteht. Eine Weile lang hab ich mir wirklich den Kopf und das Herz zerbrochen wie schrecklich undiszipliniert ich bin, ich mich nur zusammenreißen muss und ach, das geht doch nicht, NACH den Kindern aufzustehen. Ich Rabenmutter. Inzwischen sehe ich das ein wenig entspannter. Denn: warum denn nicht? Ich hasse Aufstehen. Es macht mir seit vielen Jahren große Mühe. Früher war das anders, warum auch immer. Da hab ich mir im Studium die Frühschichten in verschiedenen Fabriken um die Ohren geschlagen, bin um sechs Uhr irgendwo auf der Matte gestanden und oft hat der Wecker geklingelt, als da eine 4 vorne stand. Heute ist alles, wo eine 6 vorne steht schon schwer erträglich. Und natürlich steht die im Alltag immer vorne. Der erste Wecker im Haus klingelt um 05:40... Absolut indiskutabel. Und das darf es auch sein. Jahrelang bin ich nachts zu den Kindern getapert. Habe (jahre)lang das kleine Kindelein im 1,5 - 2 Stundentakt gestillt. Bin natürlich in aller Herrgottsfrühe raus, weil die klitzekleinen Kindelein eben ausgeschlafen waren. Und heute sind sie groß. Ich muss keinem mehr beim WaschenAnziehenHaarebürsten helfen. Ich muss keinem Kindelein mehr Brote schmieren. Das machen die nämlich selber - am Abend zuvor. Und ich bin nicht alleine, da ist auch noch HerrNebeL. Er braucht am Morgen lange im Bad - ich nicht. Also kommt das kleine Kindelein am Morgen zu Kuscheln vorbei und steht dann meistens mit HerrnNebeL auf. Mittendrin ist die Große wach und fertig. Und wenn ich gut bin, sitzen wir alle gemeinsam am Frühstückstisch für ein Müsli (frühstücken mit einer 6 auf der Uhr geht auch gar nicht). Das kleine Kindelein wird im Wechsel von mir und dem Gatten zur Schule gefahren (die, die fussläufig ist, die wollten wir nicht. Aus Gründen). Das große Kindelein verlässt um sieben das Haus für den Bus. Irgendwann zwischen 07:45 und 08:15 bin ich dann bei der Arbeit. So wie heute, der Alltag hat uns wieder.

Heute durfte ich allerdings früher als geplant wieder gehen - und das war schon nett, bereits um 12:30 Feierabend zu machen. Es stand die augenärztliche Kindersprechstunde auf dem Progamm. Routinemäßiges Tropfen, tapferes kleineres Kindelein und im Ergebnis etwas schlechtere Dioptrinwerte. Brillenverordnung erfolgt aber erst bei der Nachkontrolle durch die Orthoptistin beim nächsten Termin. Mitten in der Lektüre der ELTERN family  - herrliche Kurzweil bei solchen Terminen - musste ich beim Aufruf eines Kindes jedoch ein wenig aufhorchen: "Als nächstes der Murphy bitte"....
Kaum aufgerufen trafen wir noch meine Kindheitssportfreundin, mit der ich noch heute zum Sport gehe und ihren Sohn. Kindersprechstunde mit Augentropfgarantie halt. So klein ist die Stadt hier allerdings nicht und ein paar Augenärzte hat es schon. Allerdings wenige mit Orthoptisten. So kann man da schon mal den Ein oder Anderen treffen.
Kurzerhand besuchte uns anschließend der Sohn der Sportfreundin und die beiden augengetropften Leidensgenossen spielten im abgedunkelten Zimmer vor sich hin mit Lichterkettchenschnickeldi. Am Ende gemeinsames Abendessen mit frischgebackenem Brot, Familie, Freundin und Sohn inklusive.

Den weiteren Alltag habe ich mir anschließend allerdings geschenkt. Training von 21:15 bis 22:30. Plus vorheriges Warmlaufen. Auch wenn die Kindheitssportfreundin, mit der ich ja immer noch Sport mache, echt alles versucht hat, mich umzustimmen. Das ist nämlich so: wir spielen in einer Mannschaft, den Sport, der mir als nahezu einziger überhaupt jemals wirklich Spaß gemacht hat. Ich habe lange pausiert, aber als ich vor einigen Jahren wieder anfing, trainierte uns der beste Trainer, der mich je trainiert hat. Es war hart. Hat aber auch Spaß gemacht. Und ich hab noch einiges gelernt. Und war etwa 10 mal fitter als in der Sportpause. Wir stiegen auf in die Regionalliga. Und dann nahm das Leid so langsam seinen Anfang. Kolleginnen hörten auf. Jüngere, Unerfahrenere kamen hinzu. Oder auch nicht - es zog Unzuverlässlichkeit ein. Mehr und mehr. Die Trainingsbeteiligung minimierte sich. Der Trainer war nicht sehr amused, ebenso wie die übrig gebliebenen eigentlich immer anwesenden Spielerinnen. Der Spielbetrieb auf dem Feld - es gibt eine Hallen- und eine Feldsaison - musste mangels Damen eingestellt werden und wir spielten nur in der Halle. Und waren natürlich zu Beginn der Saison deutlich weniger im Training, als wir es gewesen wären, wenn es auf dem Feld eine spielende Mannschaft gegeben hätte. Wir spielten in dieser Hallensaison viele Spiele nicht mal schlecht. Aber - wir stiegen ab. Der Trainer hörte auf, aus vielerlei Gründen, nicht nur aufgrund der Situation in der Damenmannschaft. Manch eine spielte daraufhin ein Weilchen für den Verein der kleinen Nachbarstadt. Und zum Herbst fanden sich einige Damen wieder zusammen, um die Oberligasaison zu  bestreiten, in die wir abgestiegen waren. Ohne Trainer zunächst. Dann mit einer Kooperation mit dem kleinen Nachbarstädtchen inklusive Trainer. Ein netter Kerl, aber sportlich nicht vergleichbar. Und nun - macht es keinen Spaß. Zum Training kommen wenige. Wegen Arbeit. Urlaub. Verletzung. Krankheit. Fehlender Motivation. Wasweissich. Und es macht noch viel weniger Spaß. Und - jeder wird es ahnen - wir verlieren. Das macht auch nicht sonderlich viel Spaß. Und ich musste mir eingestehen, dass ich einfach den Absprung verpasst habe. Aufhören wollte ich bereits, aber ach, das Pflichtgefühl, das Zureden der Kameradinnen, das Fehlen einer sportlichen Alternative für mich führten zu einer Zusage für diese Saison. Und ich bereue es zutiefst. Ich werde die Saison in der Halle zu Ende bringen, keine Frage. Aber ich habe beschlossen, meinem Gefühl nachzugeben was das Training angeht. Wenn ich Lust habe wird trainiert. Sonst nicht. Wäre früher nie in die Tüte gekommen. Wenn ich einen Mannschaftssport gemacht habe, war ich immer da wo es irgend ging. Pflichtprogramm, egal ob ich Lust hatte oder nicht. Ich bin es leid. Und mach jetzt einfach das, was ich will. Und heute wollte ich hier bleiben, die Kinder in Ruhe ins Bett bringen - das wird je älter die werden ja auch immer später - Tee trinken, Musik hören und mich ein wenig im www herumtreiben. Und wenn ich zum Sport gegangen wäre, stünde ich jetzt noch nicht mal unter der Dusche. Stattdessen kann ich mich nun schon ganz entspannt mit dem Kindle ins Bett legen. Gute Entscheidung. Auch wenn die Kindheitssportfreundin mich so gern mitgenommen hätte (in Wahrheit wollte die nämlich auch nicht - sie ist allerdings der Hallenschlüsselträger. Und muss nach dem Training die Halle abschließen. Und ja, eigentlich machen wir das seit Jahren zusammen. Aber ich glaub, ich bin jetzt wirklich mal fertig. Wenn ichs mir recht überlege, ist es schon eine ganze Weile grenzwertig, mit Gegnern auf dem Feld zu stehen, von denen etwa 80% meine Kinder sein könnten.)

Alltagsstart im Hause NebeL. Eben mehr oder weniger. Und nächstens an dieser Stelle dann Überlegungen zur Verteibung der nun freiwerdenen Zeit. Aber erst mal muss ich die letzten Wochen noch ohne Verletzung überstehen. Murphys law. Sie verstehen?!

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